Museum erzählt Dorfgeschichte
Gemeinschaftssinn der Beihinger Bürger sorgt für eine sehenswerte Sammlung
Schon reicht der Platz eigentlich gar nicht mehr, um die vielen Leihgaben im Heimatmuseum von Beihingen unterzubringen. Seit der feierlichen Eröffnung des alten "Frey'schen Hauses" als Museum vor rund sechs Monaten bringen immer wieder Menschen aus nah und fern Gebrauchsgegenstände und Gerätschaften aus alten Zeiten nach Beihingen oder bieten sie dem Museumsverein an.
Neuestes Prachtstück dieser Art ist ein so genannter Leiterwagen, mit dem man noch vor 50 Jahren etwa das Heu eingefahren hat.
Der eisenbereifte Leiterwagen war Standardfahrzeug der Landwirtschaft über Jahrhunderte. "Wir sind stolz auf das Geleistete", hatte
Heinz Urbschat vor kurzem auf der Hauptversammlung des Museumsvereins die fünfeinhalbjährige Arbeit an dem Museum durch Vereinsmitglieder
und viele Freunde und Gönner zusammengefasst. Entstanden ist daraus ein Schmuckstück in der Dorfmitte, welches das Ensemble von Kirche
und Backhaus rund um den Dorfplatz vervollständigt. Angefangen hatte alles zur 700-Jahrfeier 1992 mit einer Ausstellung von Gegenständen
aus der Dorfgeschichte, die im alten Schulhaus von fleißigen Helfern und Handwerkern zusammengetragen worden war. Die wollte niemand
mehr missen und so war die Idee, ein Heimatmuseum zu gründen, fast zwangsläufige Folge.Im Herbst 1994 rief Heinz Urbschat zur Gründung
eines Museumsvereins auf. Der Haiterbacher Gemeinderat genehmigte den Kauf des fast verfallenen Frey'schen Hauses. In den Folgejahren
sorgten viele fleißige Helfer in ungezählten Stunden ihrer Freizeit und heimische Handwerker, die keine Rechnungen stellten, dafür,
dass dieses Kleinod eines Heimatmuseums entstehen konnte. Chronist Manfred Dreßel erklärt die Leistung so: "Vielleicht ist es überhaupt
nur in einem kleineren Ort möglich, ein solches Projekt durchzuziehen. Bei wichtigen Anliegen rücken die Bewohner zusammen, egal zu
welcher religiösen oder politischen Gemeinschaft sie sich zugehörig fühlen."Außen und innen vermittelt das vermutlich rund 200 Jahre
alte Gebäude die Strukturen der landwirtschaftlichen Häuser von einst, wie sie die heutige Großeltern-Generation auch noch gekannt
hat. Man lebte mit dem Vieh unter einem Dach und nutzte durch die bauliche Anordnung sogar die Stallwärme gegen die winterliche Kälte.
Das Museum wurde so konzipiert, dass die Räumlichkeiten eines solchen Bauernhauses etwa mit der "guten Stube", der Küche als dem Hauptaufenthaltsplatz
im Winter und der typischen Schlafkammer nachgestellt sind und das gesamte Innere des Hauses zugleich Ausstellung unzähliger Exponate
ist. Bilderwände mit alten Fotos erzählen von Beihingens jüngerer Geschichte. So etwa von einem alten Bauernhaus, das dem Bau der
Dorfdurchgangsstraße eigentlich im Wege stand. Die alten Bewohnerinnen wollten ihr Haus aber nicht aufgeben, duldeten jedoch, dass
die Scheune beidseitig geöffnet wurde und so noch bis ins Jahr 1970 als Straßendurchfahrt diente.Vier Handwerke waren in der Geschichte
des "Frey'schen Haus" im Laufe der Jahrzehnte durch die verschiedenen Bewohner im Hause heimisch: Schuhmacher, Schreiner, Schneider
und Weber. Ihre Werkstätten mit Handwerkszeug einschließlich eines Webstuhles sind im Museum zu bewundern. Landwirtschaft betrieben
früher auch die Handwerker immer zusätzlich. Auch Außergewöhnliches aus früherer Zeit ist im Museum zu bewundern, wie etwa ein Laufrad
nach dem Muster des Freiherrn von Drais oder eine Schreibmaschine, bei der jeder Buchstabe einzeln vorgewählt werden musste, bevor
man ihn tippte. Wohnräume, Speicher, Scheune, Stall und Vorratskammern sind voller interessanter Exponate.
Auf der Seite “ Bilder “ zeigen wir Ihnen Bilder aus unserem Museum.